"Ziel ist, dass Verbrauch und Erzeugung möglichst deckungsgleich sind"

2 Min. Lesedauer veröffentlicht am Februar 19, 2024

Heinsberg (energate) - Der Softwareanbieter ENTRNCE hatte bislang hauptsächlich Stadtwerke als Kunden im Blick. Nun wendet er sich mit einem Tool an Unternehmen und Kommunen, die ihren Energieverbrauch zumindest teilweise mit eigenen Erzeugungsanlagen decken wollen. Wie das gelingen kann, erläuterte Sven Neldner, Geschäftsführer der zur Alliander-Gruppe gehörenden ENTRNCE Deutschland, im Gespräch mit energate.

energate: Herr Neldner, Sie bieten eine Software für die Energiebeschaffung an. An wen richtet sich das Tool?

Neldner: Das Softwaretool "decarbOptimal" zeigt Industrie, Gewerbe, aber auch Kommunen Möglichkeiten auf, wie sie ihre Energieversorgung möglichst CO2 -frei hinbekommen.

energate: Wie funktioniert das?

Neldner: Zunächst lesen wir den Lastgang des jeweiligen Kunden ein. Anschließend simulieren wir beispielsweise eine Photovoltaikanlage mit einer bestimmten Jahresleistung und kombinieren dies mit dem Lastgang. Dabei betrachten wir viertelstundenscharf, wie sich mögliche oder bestehende Eigenerzeugungsanlagen mit dem Verbrauch in Einklang bringen lassen. Ziel ist es, die Anlagenkonstellation so zu wählen, dass Erzeugung und Verbrauch möglichst deckungsgleich sind. Dabei kann das Tool auch noch weitere Anlagen integrieren, wie Windkraftanlagen oder Batteriespeicher. Industriekunden haben darüber hinaus mit dem Tool auch die Möglichkeit, nachzuweisen, inwieweit sie schon CO2 -neutral sind.

energate: Welche Stellschrauben sind bei der Betrachtung von Speichern wichtig?

Neldner: Wir betrachten natürlich die Größe. Das ist aber nicht der einzig entscheidende Punkt. Viel wesentlicher kann sein, wie schnell ich die Batterie be- und entladen kann, damit ich sie auch nach meinen Bedürfnissen nutzen kann.

energate: Kann das System auch externe Energielieferungen integrieren?

Neldner: Letztendlich ist es dem System egal, ob eine physische Anlage zugrunde liegt oder ein Vertrag, das kann auch ein PPA sein, also ein Strombezugsvertrag aus einer Ökostromanlage. Das System weist auch zu viel oder zu wenig produzierte Mengen aus. Diese Restmengen lassen sich mit einem Preis hinterlegen, sodass sich mögliche Mehreinnahmen oder auch notwendige Zukäufe beziffern lassen.

energate: Solch ein System benötigt man sicher nicht dauerhaft…

Neldner: Korrekt. Ein klassischer Gewerbekunde spielt etwa fünf Simulationen mit unterschiedlichen Parametern durch, dann weiß er, was er benötigt. Dafür kann er beispielsweise einen vierwöchigen Zugang zu unserer Software-as-a-Service bekommen.

energate: Wie viele Kunden haben Sie?

Neldner: Zurzeit nutzen rund 30 Kunden unser System, die Mehrheit davon in den Niederlanden. Zwei Unternehmen haben das Tool sogar langfristig gebucht. Noch haben wir keine Kunden in Deutschland, da wir das Tool ja erst vor wenigen Wochen hier eingeführt haben. Außerdem sind wir in Deutschland mit unserem anderen Produkt - einer White-Label-Lösung für den Stromvertrieb - in der Stadtwerkewelt zu Hause. DecarbOptimal richtet sich mehr an Gewerbe- und Industriekunden.

Siehe Interview mit energate am 02.02.2024

Picture of Sven Neldner

Herausgegeben von Februar 19, 2024

Sven Neldner